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Monday, August 3, 2020

Streit über richtige Temperatur - Mannheimer Morgen

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17 Grad im Wohnzimmer an einzelnen Wintertagen, manchmal kaltes Duschwasser am Morgen: Im neuen Stadtteil Franklin ist ein Streit zwischen einem halben Dutzend Bewohnern und dem Investor Evohaus entbrannt. Das Niedrigenergie-Konzept funktioniere bei den sanierten Altbauten nicht, schimpfen die Bewohner, die sich an diese Redaktion gewandt haben und anonym bleiben wollen. Evohaus-Geschäftsführer Heinz Werner Hanen dagegen sagt, gelegentliche kurze Temperaturschwankungen müsse man in einem solchen Niedrigenergie-Gebäude hinnehmen.

Das Unternehmen mit Sitz in Karlsruhe errichtet auf Franklin nach eigenen Angaben rund 340 Wohnungen, überwiegend in Neubauten. Rund 240 davon sind bereits bezogen. Den Großteil der Wohnungen hat Evohaus verkauft, bei ungefähr 30 fungiert der Investor selbst als Vermieter.

Werbung mit geringen Kosten

Bei den Beschwerden der kleinen Bewohnergruppe von Mietern und Eigentümern geht es um ehemalige Soldatenwohngebäude in der George-Washington-Straße und in der Abraham-Lincoln-Allee, die Evohaus saniert hat. Die Energieversorgung läuft über Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern und Wärmepumpen. Vor allem bei einem stärkeren Rückgang der Außentemperatur seien Raumtemperatur und Warmwasser zu kalt, berichtet ein Bewohner. Ein zentrales Problem aus seiner Sicht und der von anderen Betroffenen: Trotz der verwendeten Wärmepumpen gebe es keine Fußbodenheizung, was aber bei der Nutzung von Wärmepumpen notwendig sei. Immer wieder müsse zusätzlicher Strom dafür sorgen, dass Wasser und Räume warm würden. Evohaus werbe damit, dass in den Gebäuden pro 100 Quadratmeter lediglich 48 bis 53 Euro an Kosten für Strom, Heizung und Warmwasser anfielen. Das werde nicht eingehalten, mitunter das Doppelte fällig.

Gelegentliche Schwankungen

Wenn alle Bewohner gleichzeitig an die Warmwasserreserven gingen, dann könne es zu kurzzeitigen Engpässen kommen, entgegnet Evohaus-Geschäftsführer Hanen. Dann springe aber die Wärmepumpe an und heize das Wasser auf. „Die Maschinerie ist nicht auf das Maximum ausgelegt, sondern auf das Minimum.“ Dass es in den Wohnungen wie geschildert 17 oder 18 Grad habe, das glaube er nicht, so Hanen. 19 oder 20 Grad, das sei möglich. Aber das seien nur gelegentliche Schwankungen. „Das ist der Preis dafür, dass die Energiekosten niedrig sind.“ Gerade bei neuen Gebäuden sei viel Wasser in den Wänden, das müsse „herausgeheizt“ werden. „Im ersten Jahr hat man das Gefühl, dass man in der Wohnung friert, obwohl es 21 Grad hat. Im dritten Jahr ist das weg.“ Das erklärt Hanen zufolge auch mögliche Nachzahlungen in den ersten Jahren, die aber immer vom jeweiligen eigenen Verbrauch abhingen.

Prinzipiell blieben die Evohaus-Wohnungen im Rahmen der genannten Energie-Nebenkosten. Hanen untermauert das mit einer anonymisierten Nebenkostenabrechnung für 72 Wohnungen eines Baufelds für das Jahr 2019 – in mehr als 40 davon werden 53 Euro pro 100 Quadratmeter nicht überschritten. Der höchste monatliche Betrag liegt bei 89,16 Euro für eine 103-Quadratmeter-Wohnung. Neubauten seien natürlich energieeffizienter als sanierte Bestandsgebäude, weil die Kombination aus Wärmepumpen und Fußbodenheizung effektiver sei, so Hanen. In die Bestandsbauten habe man aber keine Fußbodenheizung einbauen können – doch Wärmepumpen seien auch in Kombination mit Heizkörpern möglich.

Die Bewohnergruppe ärgert sich auch über den Umgang von Evohaus mit Legionellen, die in Wasserleitungen mancher Gebäude nachgewiesen worden sind. Die Gruppe fordert die Veröffentlichung konkreter Messergebnisse für einzelne Häuser. Hanen führt die Legionellen auch darauf zurück, dass Bewohner nicht regelmäßig Wasser aus den Leitungen entnommen hätten, etwa weil Räume nicht permanent bewohnt gewesen seien. Aktuell gebe es noch in zwei Wohnungen Probleme. Wegen Datenschutzes könne man aber nicht öffentlich aushängen, welche das seien, sagt Hanen.

Streit in dem schwer zu durchschauenden Konflikt gibt es auch um Fahrradstellplätze. Die Bewohner kritisieren, Evohaus habe verspätet und erst auf Druck eine Wellblechhütte aufgestellt. Ein Stadtteil mit dem Fokus auf umweltschonendem Verkehr müsse da mehr bieten. Hanen wiederum betont, er selbst habe die städtische Projektentwicklungsgesellschaft MWSP um eine Fläche für eine Radhütte gebeten – die er ohnehin lediglich als Provisorium sieht. In einem Gebäude, das Evohaus auf einem Nachbarareal baut, werde es eine Tiefgarage mit Fahrradbereich geben. Den könnten die Bewohner des betroffenen Hauses nutzen. „Die Dinge werden sukzessive aufgebaut“, sagt Hanen. „Es kann nicht alles gleich da sein.“

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August 03, 2020 at 03:00PM
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